Zwischen Empathie und Unverständnis – die Kämpfe eines
Tierrechts-Aktivisten

Bastian Röhm

Tierrechte und Veganismus beschäftigen die jüngeren Generationen immer mehr und werden auch medial immer mehr diskutiert. Bastian Röhm ist nicht nur Veganer, sondern auch Aktivist und Politiker. Anderen davon zu berichten was ihn dazu brachte auf Tierprodukte zu verzichten sowie sich für Tiere einzusetzen und wie Tier- und Klimaschutz zusammenhängen, liegt dem Aktivisten dabei am Herzen.

Vor zehn Jahren sah der 37-Jährige Maschinenbautechniker eine Dokumentation über die Behandlung von Tieren in Haltungs- und Schlachtungsanlagen und konnte die Bilder anschließend nicht mehr ausblenden. Innerhalb von wenigen Wochen verzichtete er vollständig auf Tierprodukte und lebt seitdem konsequent vegan. Obwohl er aus ethischen Motiven seine Ernährung und Lebensweise umstellte, erkannte er nach und nach dass auch die Umwelt und Gesundheit wichtige Faktoren sind. Für ihn entwickelte sich ein neues, größeres Bild dessen wofür Veganismus und Aktivismus als Ganzes steht.

Es dauerte fünf Jahre, bis er selbst mit Schild und Laptop auf der Straße stand. Durch einen veganen Stammtisch sah er sich motiviert die “Earthlings Ulm” zu unterstützen. Die Gruppe besteht aktuell aus zehn bis 16 Engagierten, die mehrmals im Monat in der Ulmer Innenstadt aktiv sind. Dort zeigen sie Videos aus Mast- und Schlachtbetrieben und bietet die Möglichkeit zu Gesprächen an. Zu Bastian Röhms Aktivismus gehören daneben Demonstrationen, Filmvorführungen, Kreideaktionen, Infostände, und ein veganer Brunch, bei denen die Gruppen Diskussionen und Information anbieten.

Was der Maschinenbautechniker nicht mehr hören kann, ist der Satz: “Das muss jede Person für sich selbst entscheiden”. Für ihn ist dieses Zitat beispielsweise nur in Bezug auf Rauchen richtig. Sobald es allerdings um andere Lebewesen geht, die betroffen sind, und für diese entschieden wird, fängt sein Versuch Einzugreifen an. Zudem hat er auch mit Menschen Kontakt, die in der Tierindustrie Arbeit gefunden haben. Diese erlebt er als abgestumpft und empathielos, was er aber nachvollziehen möchte. Seine Bitte ist daher, dass sie ihr Handeln überdenken.

Diese Bemühungen reichten ihm jedoch nicht mehr lange aus. Häufig hört der Aktivist, dass sich erst in der Politik etwas ändern muss, weshalb er begann sich politisch einzusetzen. Kritik hegte er dabei an den großen Parteien, die den Zusammenhang von Klima etc. mit der Tierindustrie für ihn zu wenig erkennen. In einer kleineren Partei, deren Fokus Tierrechte und Klimaschutz sind, und die für ihn die erfolgsversprechendste Partei war, fand er einen Platz und ist seitdem dort intensiv aktiv. Übrigens: Über den Unterschied von Tierrechten und -schutz findet sich bereits ein Artikel auf diesem Blog:
https://www.ulmify.de/tierschutz-und-tierrechte-was-ist-der-unterschied/ .

Aber wo sollen wir anfangen? Für den Tierrechtler ist das eindeutig. Angehenden
Veganer*innen rät er bei dem Lieblingsrezept zu beginnen und verschiedene Alternativprodukte auszuprobeiren. Wichtig ist ihm, dass das nicht das Ziel, sondern der erste Schritt ist und ein stetiges Durchprobieren durch neue Rezepte der Weg ist. Bastian Röhm weiß selbst, wie schwer und lang sich dieser Prozess anfühlen mag.

“Ich bin Veganer, aber ich bin auch nicht als Veganer vom Baum gefallen.” – Bastian Röhm

Medial und im Diskurs merkt der Engagierte Druck auf seiner Seite, aber auch gegen Aktivistinnen. Politisch und gesellschaftlich wünscht sich der Engagierte “den letzten Schritt zu wagen und kein Trotzverhalten zu zeigen”. Er erhofft sich, dass sich Bürgerinnen dem Dialog mehr öffnen und die Tierindustrie als Klimafaktor mehr als Gefahr wahrzunehmen.

Der Stellenwert des Themas Tierrechte und Klimaschutz zieht sich durch Bastian Röhms Leben. Neben eigenen Konsumentscheidungen formierte sich seine Motivation andere Menschen über die Wichtigkeit für sie und ihre Gesundheit, die Umwelt und offensichtlich die Tiere zu informieren und ein politisches Zeichen zu setzen. Inwiefern sich Bemühungen seiner Kolleg*innen und ihm langfristig schlagen, lässt sich schwer nachprüfen. Sicher ist aber, dass der Aktivist bei der nächsten Aktion mit Laptop, Schild oder Flyern wiedermals in der Ulmer Innenstadt zu finden ist.

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