warum bio nicht zwingend besser ist

Mit dem Wort “Bio” verbinden viele Menschen bessere Qualität, mehr Tierwohl und gesündere Lebensmittel, aber was ist da wirklich dran? Wir bringen Licht ins Dunkel und verraten was bio wirklich bedeutet.

biologische Tierhaltung

Eine angemessene Haltung von Schweinen, Hühnern oder Kühen gemäß Bio-Standards ist durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eindeutig vorgeschrieben. Beginnen wir beim Anfang, der Geburt.
In der Bio-Landwirtschaft ist es nicht erlaubt männliche Küken nach dem Schlüpfen durch Gas oder Schreddern zu töten, das gilt jedoch seit letztem Jahr auch für die konventionell gehaltenen Küken.

Während der Haltung müssen Bio-Tiere mindesten 50% Futter vom selben Hof bekommen und Schweine beispielsweise in den ersten Wochen nicht, wie in konventioneller Haltung, in sogenannten Einzelbuchten untergebracht werden. Wie viele Tiere in den Ställen zu finden sein dürfen ist auch geregelt, es gibt jedoch Unterschiede zwischen der europäischen Gesetzgebung und weiteren Siegeln, deren Grundlage die EG-Öko-Verordnung sind.

Beispielsweise Legehennen dürfen nicht mehr als 230 Tiere an der Zahl pro Hektar im Stall sein. Bei Schweinen können es je nach Gütesiegel 6,5 Zuchtsauen, 74 Ferkel und 14 Mastschweine pro Hektar Stallfläche sein. Die Tiere haben dort je nach Siegel 0,6 bis 1,2 Quadratmeter zur Verfügung. Konventionell gehaltene Schweine erhalten dagegen circa 0,75 Quadratmeter. Der Unterschied des Platzes ist demnach je nach Siegel kaum bis deutlich erkennbar.

Hühner haben in der Bio-Haltung circa 0,16 Quadratmeter Stallfläche zur Verfügung. Genauer ist festgelegt, dass maximal 4800 Hühner pro Stall erlaubt sind. In regulären Betrieben liegen die Mindestgrößen bei 0,11 und 4 Quadratmetern.

Neben engen Verhältnissen in den Ställen kommen in der Tierhaltung allgemein weitere Probleme und Diskussionspunkte des Tierwohls auf. Auf regulären Höfen ist es grundsätzlich gestattet Tiere zu kastrieren oder zu enthornen, nach EU-Öko-Verordnung geht das nur in Einzelfällen, wie der Krankheit des Tieres. Einige Bio-Siegel oder Verbände haben zusätzliche Einschränkungen oder verbieten die Enthornung vollständig. Laut EU-Bio-Recht ist es auch verboten Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren, was jedoch die Praktik der Kastration als solche nicht ausschließt. Rinder werden in konventionellen Betrieben häufig enthornt, damit sich diese nicht gegenseitig verletzen. In der Bio-Produktion ist dies je nach Siegel eingeschränkt bis vollständig verboten.

Beispielsweise unterscheiden die Bio-Gütesiegel, -Gesetzgebung und -Hersteller zwischen dem generellen Verbot, Einzelfällen und der Art der Durchführung.
Die Anbindung von Kühen im Stall ist zudem nicht erlaubt, in konventioneller Haltung grundsätzlich schon.

Nach einigen Monaten oder Jahren ist es für die Tiere an der Zeit getötet zu werden. Je nach Bio-Siegel sind Lebendtransporte zum Schlachter zwischen maximal 4 bis 6 Stunden, beziehungsweise maximal 200km erlaubt.
Laut EU-Öko-Verordnung dürfen die Strecken sogar bis zu 8 Stunden betragen. Angekommen beim Schlachter, gibt es, verglichen mit den Vorschriften in der Haltung, kaum Unterschiede zwischen Bio-Metzgereien und konventionellen. Doch am Ende muss sich jeder Verbraucher die Frage stellen, ob für ihn
die Haltungsrichtlinien ausschlaggebend sind. Denn egal ob bio oder nicht, die Tiere landen meist bei demselben Schlachter, da Bio-Metzgereien eine Zertifizierung benötigen.

Die gezeigten Beispiele machen klar, wie kompliziert Bio-Haltung sein kann. Doch nur weil konventionelle Betriebe weniger Einschränkungen oder niedrigere Mindeststandards haben, kommt es häufig auf den Hof und dessen Größe an und wie die Bauern ihre Tiere halten möchten. Das gilt aber auch für Bio-Landwirte.


biologische, pflanzliche Lebensmittel

Eines von vielen Argumenten der Bio-Liebhaber ist, dass die Lebensmittel mit einem solchen Siegel mehr Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Da in der biologischen Landwirtschaft weniger Stickstoff in Düngern enthalten ist, bilden sich Kohlenstoffverbindungen und Metaboliten wie Vitamin C besser aus. 10 bis 50% mehr sekundäre Pflanzenstoffe sind in biologischen Lebensmittel laut Experten enthalten. Sie helfen dabei Krankheiten zu bekämpfen, das Immunsystem zu stärken oder den Blutdruck zu regulieren, zumindest behaupten das Studien, die sich für eine biologische Landwirtschaft aussprechen. Die Lebensmittel enthalten laut Forschern auch weniger Schwermetalle, Antibiotika und Pestizide, das liegt besonders an den strikten Richtlinien für Düngemittel und Tierfutter.

Auch zu Tierprodukten gibt es unterschiedliche Stimmen. Manche Autoren behaupten, dass bei fast allen Fleischsorten kein gesundheitlicher Vorteil für den Menschen nachgewiesen werden kann. Trotzdem halten sich viele Öko-Verbände daran weniger Nitritpökelsalz und Phosphate einzusetzen, was sich positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Experten warnen aber trotzdem aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen vor dem Konsum von Fleisch, da dieses, ob konventionell oder bio, Karzinogene enthält, welche das Krebswachstum fördern.

Forscher sind sich nicht einig ob bio grundsätzlich gesünder ist. Einzelne Studien zeigen, dass sich die Teilnehmer besser fühlen und weniger gesundheitliche Beschwerden haben. Dagegen behaupten aber andere Experten, dass eine Langzeitstudie nötig wäre um diese Frage richtig zu beantworten. Besser für die Umwelt sind biologische Lebensmittel dennoch.

biologische Haushaltsartikel

Beginnen wir ganz vorne, was bedeutet biologische Kosmetika? Der Begriff ist rechtlich nicht geschützt. Trotzdem gibt es Vorgaben, die eingehalten werden müssen.

Doch was steckt in biologischer Kosmetika drin? Biologische Beauty Produkte müssen je nach Siegel zumindest zu einem gewissen Teil aus biologisch angebauten Inhaltsstoffen bestehen. Das sorgt aber dafür, dass die Pestizidnutzung im Anbau insgesamt verringert ist. Ob biologische Kosmetika und Haushaltsartikel besser für die Haut sind, kann einfach geklärt werden. Konventionelle als auch biologische Produkte können Ausschläge oder
andere Reaktionen auslösen. Auf Bio-Produkte umzusteigen bedeutet daher nicht zwingend auch eine bessere Verträglichkeit.

Zwar müssen die Produkte nur zum Teil aus biologisch angebauten Rohstoffen bestehen, doch diese tragen dazu bei, dass zumindest einzelne umweltschädliche Inhaltsstoffe reduziert werden können. Trotzdem gibt es auch konventionelle Marken, die beispielsweise auf Mikroplastik verzichten. Auch hier empfiehlt es sich also die Produkte genauer anzusehen oder bei den Herstellern nachzufragen.


Die Richtlinien für eine biologische Landwirtschaft sind von Verband zu Verband
unterschiedlich, es lohnt sich also genauer hinzuschauen und sich zu informieren welches Siegel welche Versprechen auch wirklich einhält. Dem Verbraucher wird es jedoch nicht leicht gemacht, da dieser sich durch lange Verordnungen quälen muss, um zu verstehen was zuhause wirklich auf dem Teller oder neben dem Waschbecken liegt. Ob Bio-Lebensmittel bezüglich Tierwohl oder Gesundheit oder Kosmetika im Hinblick auf eine bessere Verträglichkeit insgesamt besser abschneiden, kann nicht eindeutig festgelegt werden. Deutlich wird jedoch, dass je nach Siegel oder Produkt einige Vorteile erkennbar sind.


Quellen

Demeter, Hörnertragende Kühe, Richtlinie, Ausnahmen und Übergangsregeln bei Demeter.
zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Ökolandbau, Naturland.
zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Bioland, im Stall und auf der Weide.
zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Der deutsche Bio-Spitzenverband Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft,
Bio-Schweinehaltung und Ferkelkastration.

zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Tierschutzpartei,Landwirtschaftsformen im Vergleich – konventionell vs. bio.
zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Trampenau/ Fink-Keßler, Tierwohl und Fleischqualität treffen sich, neuere Ansätze für stressarmes Schlachten im Haltungsbetrieb.
zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Ökolandbau, Fütterung von Öko-Tieren.
zuletzt aufgerufen am 23.11.2021

Ökolandbau, Grundlagen der ökologischen Schweinehaltung, was schreiben die
EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau vor?

zuletzt aufgerufen am 23.11.2021.

Rohlmann/ Verhaag, Steckbriefe zur Tierhaltung in Deutschland: Ferkelerzeugung und Schweinemast.
zuletzt aufgerufen am 25.11.2021

Interessenverband ökologischer Landwirte, Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes.
zuletzt aufgerufen am 25.11.2021

EUR-lex, Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission vom 5. September 2008.
zuletzt aufgerufen am 25.11.2021

Hörning/ Simantke, Status Quo der ökologischen Geflügelhaltung in Deutschland.
zuletz aufgerufen am 30.11.2021

https://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/dokumente/erzeuger/Richtlinienvergleich_Bioverbaende_Tier_Tabelle_27.1.2020.pdf
zuletzt aufgerufen am 30.11.2021

Dr. Alberta Velimirov und Dr. Werner Müller,Ist bio wirklich besser? Fakten zur Qualität biologisch erzeugter Lebensmittel.
zuletzt aufgerufen am 03.12.2021

Ökolandbau, Bio Schlachthöfe in Deutschland.
zuletzt aufgerufen am 03.12.2021

Bohlmann, Bio – wann lohnt es sich wirklich?
zuletzt aufgerufen am 03.12.2021

Rohrmann/ Cabaset/ Linseisen, Fleischkonsum und Krebsrisiko – darf man noch Fleisch essen?
zuletzt aufgerufen am 03.12.2021

Verbraucherzentrale, Was ist Naturkosmetik?
zuletzt aufgerufen am 05.12.2021

Fairlis, Bio-Kosmetik einfach erklärt: Definition, vertrauenswürdige Marken & FAQ.
zuletzt aufgerufen am 05.12.2021.