Sozial und Nachhaltig – Faire Siegel unter der Lupe

Faire Kleidung oder Schokolade schaffen es immer häufiger in die Regale der Boutiquen und Supermärkte. Aber was steckt eigentlich hinter den Siegeln? Wir schaffen Überblick und fassen die Bemühungen der Organisationen kurz zusammen.

Quelle: Utopia (2018)
Das eher unbekannte Siegel Fair For Life setzt sich für eine gerechte Bezahlung, feste Verträge und nachhaltige Beziehungen zu HandelspartnerInnen ein. Grundsätzlich verpflichten sich Beteiligte der Lieferketten nachhaltig und bewusst zu wirtschaften, um soziale, finanzielle und ökologische Standards einzuhalten.

Quelle: Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.)
Das Fairtrade-Siegel ist wahrscheinlich das bekannteste dieser Kategorie. Es hat den Anspruch Produkte herzustellen, die vollständig aus fair produzierten Inhaltsstoffen bestehen. Bei verarbeiteten Produkten sind die jeweiligen Zutaten und deren Herkunft genau gekennzeichnet. Auf sozialer Ebene bewirkt das Siegel gerechte Arbeitsbedingungen und Bezahlung sowie Kinderschutz durch ein Verbot von Kinderarbeit. Außerdem werden Gewerkschaften und soziale Bewegungen unterstützt und Diskriminierung verboten. Neben diesen Bemühungen gilt es ökologisch anzubauen, unter anderem durch den Verzicht auf bestimmte Pestizide und Gentechnik, sowie die Unterstützung von Bio-Anbau. Besonders ist dieses Siegel auch, da es versichert alle Produktions- und Handelsschritte zurückverfolgt zu haben um somit zu versprechen, dass die Kriterien stets eingehalten werden. Händlern wird auch durch Vorfinanzierung wirtschaftlich unter die Arme gegriffen.

Quelle: Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.)
Die Organisation unterscheidet zwischen diversen Kategorien, die den genannten Richtlinien entsprechen, dabei aber Besonderheiten haben. Zunächst zum Baumwoll-Siegel, das aussagt, dass der Baumwollanteil eines Kleidungsstücks zu 100% aus fair angebauter Wolle besteht.

Quelle: Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.)
Auch Schmuck kann zertifiziert sein, genauer das Gold, aus dem es gefertigt wird. Endprodukte besitzen dann das “Fairtrade Gold” Abzeichen, das versichert, dass der Rohstoff fair abgebaut wurde.

Speziell Kosmetik erhält häufig ein besonderes Zeichen, denn hier wird genau angegeben, welche Zutaten nach Fairtrade-Vorgaben produziert wurden, sprich es müssen nicht alle Inhaltsstoffe den Richtlinien entsprechen.

Quelle: Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.)
Anders sieht es wieder bei Kleidung aus. Kann diese das Zeichen “Fairtrade Textile Production” vorweisen, ist gewährleistet, dass alle Produktionsschritte und Rohstoffe den Fairtrade-Kriterien entsprechen.

Quelle: Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.)
Enthalten Produkte nur einzelne Zutaten fairen Anbaus werden diese direkt im Siegel vermerkt.

Quelle: Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.)
Bei Baumwolle gibt es nochmals besondere Bedingungen. Sobald Kleidung ausschließlich faire Wolle enthält, muss auch diese auf dem Siegel zu finden sein. Anders als bei beispielsweise Kakao muss der Wollanteil jedoch nicht 100% fair angebaut sein. Trotzdem werden Lieferketten streng dokumentiert und können daher jederzeit zurückverfolgt werden.

Quelle: Verbraucherzentrale (2021)
Das Siegel FairWear richtet sich an Kleidungshersteller und legt acht Standards fest. Auch hier steht ein gerechter Lohn im Vordergrund, der sich an lokalen Lebenserhaltungskosten orientiert, wobei auch unter Geschlechtern oder religiöser Zugehörigkeit nicht unterschieden wird. Kinderarbeit ist hier streng verboten. BauerInnen und FabrikmitarbeiterInnen werden auch dabei unterstützt ihren Arbeitsplatz frei wählen zu können. Arbeitsbedingungen müssen zusätzlich fair sein, so gilt es auf angemessene Arbeitszeiten und körperliche Sicherheit zu achten. Zuletzt soll auch hier auf langfristige Beziehungen geachtet werden.

Quelle: Utopia (2018)
Das Gepa Siegel Fair + richtet sich an eine Reihe von Kriterien. Im Zentrum steht die faire Bezahlung der BauerInnen und HändlerInnen durch einen überdurchschnittlichen Lohn und langjährige Partnerschaften. Auch zinslose Kredite werden den PartnerInnen in Form einer Vorauszahlung der Waren gewährt. Die Organisation geht zudem besonders auf solche Unternehmer und Nationen zu, die bisher nur schwer Zugang zum Weltmarkt erlangen konnten. Neben organisatorischen Inhalten bietet Gepa auch eine Beratung zu wirtschaftlichen Themen wie Markttrends an und unterstützt neue Projekte und Kontakte zu Hilfsorganisationen, um PartnerInnen nachhaltig zu schulen und zu unterstützen. Somit helfen sie beispielsweise bei der Kinderbetreuung der ArbeiterInnen oder dem Umstieg auf nachhaltigere Produktionsmethoden.

Quelle: Verbraucherzentrale (2021)
Das staatlich geprüfte Siegel „Grüner Knopf“ setzt Standards der ökologischen Produktion und des Wirtschaftens voraus und wird häufig zusätzlich zu anderen Auszeichnungen verwendet. So setzt sich das Siegel für gerechte Löhne, Kinderschutz und faire Arbeitszeiten ein. Bezüglich der Umwelt sehen die Vorschriften vor auf schädliche Chemikalien zu achten und Wasser zu schützen.

Quelle: Rapunzel Naturkost (k.A.)
Das Siegel “Hand in Hand” der Marke Rapunzel bietet zum fairen Aspekt auch Bio-Qualität neben einer fairen Bezahlung. Grundlage der Verordnung ist die “IFOAM”, eine Vereinigung ökologischer BauerInnen, sowie die “SAI”, Social Accountability International, und “ILO”, International Labour Organization. Es setzt sich zudem auf sozialer Ebene für Versicherungen, Kinderschutz und menschenwürdige Arbeitsbedingungen ein. Bezüglich wirtschaftlicher Inhalte unterstützt das Unternehmen seine PartnerInnen durch Beratung, feste Verträge und Beziehungen, Direktkontakt, Kredite und kostenlose Zertifizierung der Produkte.

Quelle: Naturland (k.A.)
Die Lebensmittelmarke Naturland bietet neben ökologischen Produkten auch solche fairer Herkunft an. Zentral stehen hierbei langjährige Partnerschaften, faire Preise und Löhne sowie finanzielle Unterstützung durch Kredite. Bei Problemen bemüht sich die Marke zudem um eine gemeinsame Untersuchung und Qualitätssicherung. Bezüglich sozialen Bestrebungen werden unterschiedliche Projekte unterstützt, die beispielsweise die Arbeitsplatzsicherung, Bildung oder Kultur betreffen.

Es zeigt sich wie ähnlich sich die Organisationen positionieren, obwohl es auch einzelne Unterschiede gibt. Neben den genannten Siegeln existieren aber noch viele weitere, es lohnt sich daher Etiketten im Supermarkt oder Modegeschäft genauer unter die Lupe zu nehmen, um fairen und ökologischen Handel zu unterstützen.

Quellen:

Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.): Fairtrade-Siegel. Auf einen Blick. IN: Fairtrade Deutschland. Online unter: https://www.fairtrade-deutschland.de/was-ist-fairtrade/fairtrade-siegel, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Fairtrade Deutschland e.V. (k.A.): Fairtrade-Standards. Die Spielregeln des Fairen Handels. IN: Fairtrade Deutschland. Online unter: https://www.fairtrade-deutschland.de/was-ist-fairtrade/fairtrade-standards, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Fair For Life (k.A.): Fairness has no borders. Online unter: https://www.fairforlife.org/pmws/indexDOM.php?client_id=fairforlife&page_id=home, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Fair For Life (k.A.): Soziale Verantwortung & Fairer Handel Zertifiziert von IMO. Online unter: https://www.fairforlife.org/client/fairforlife/file/FFL_Flyer_2014_de.pdf, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

FairWear (k.A.): Code of labour practices. In: FairWear. Online unter: https://www.fairwear.org/about-us/labour-standards, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Gepa (k.A.): Gepa = fair +. In: Gepa. Online unter: https://fair-plus.de/fair.html, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Gepa (2021): Fairer Handel gegen ausbeuterische Kinderarbeit. Chancen und Grenzen. In: Gepa. Online unter: https://www.gepa.de/gepa/themenspecials/faireschokowelten/fairer-handel-gegen-ausbeuterische-kinderarbeit.html, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Gepa (2021): Wir fürs Klima. In: Gepa. Online unter: https://www.gepa.de/gepa/themenspecials/klimagerechtigkeit/klimaschutzaktivitaeten-der-gepa.html, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Grüner Knopf (k.A.): Unsere Motivation. In: Grüner Knopf. Online unter: https://www.gruener-knopf.de/?gclid=CjwKCAjwgr6TBhAGEiwA3aVuIbaPb2mJblLUWWA8g58lMHmBSXEc8VSox8g2lZm8_yPPEv e1n6BLvRoCPAgQAvD_BwE, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Naturland (k.A.): Naturland Fair Kriterien & Richtlinien. In: Naturland. Online unter: https://www.naturland.de/de/naturland/wofuer-wir-stehen/fair/fair-kriterien-richtlinien.html, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

Rapunzel Naturkost (k.A.): Das Rapunzel Hand in Hand-Fairhandels-Programm. In: Rapunzel. Online unter: https://www.rapunzel.de/hand-in-hand-fairhandels-programm.html, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.

https://utopia.de/siegel/fair-for-life-siegel-mit-hohen-fair-trade-standards/ https://utopia.de/siegel/gepa/

Verbraucherzentrale (2021): Faire Kleidung. Das bedeuten sie Siegel. In: Verbraucherzentrale. Online unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/faire-kleidung-das-bedeuten-die-siegel-7072, zuletzt aufgerufen am 02.05.2022.