Resilient durch die Krise – Ressourcen zur Bekämpfung von Klimaangst und Co.

Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung für uns dar. Seine sozialgesellschaftlichen und psychischen Folgen haben wir bereits in einem anderen Blogeintrag (Klimawandel als Einfluss sozialer Missstände) dargestellt. Welche psychischen Belastungen möglich sind und wie sie behandelt werden können, möchten wir hier zusammenfassen.

Auf Bedrohungen wie den Klimawandel reagieren Menschen entweder mit Gegenwehr, Lähmung oder Flucht, besonders wenn sie sich selbst betroffen fühlen. Da sich die Erde nur merklich langsam erwärmt, wirkt die Katastrophe für viele Menschen abstrakt und unwirklich. Laut einer Insa-Studie fürchten 42% der Deutschen um die Zukunft unseres Planeten. In einer Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind 60% sehr oder extrem besorgt bezüglich des Klimawandels, 40% haben sogar ihre ursprüngliche Familienplanung aufgegeben. Ein Stichwort, das häufig im Bezug auf psychische Auswirkungen der Klimakrise genannt wird, ist die “Klimaangst”. Speziell der Heimatverlust durch klimatische Katastrophen wird als “Solastalgie” bezeichnet. Experten schätzen beispielsweise, dass als Folge der Flut im Ahrtal 15.000 Bürger psychiatrische Unterstützung benötigen. Auch unter Kindern und Jugendlichen sind psychische Folgen zu spüren. Mögliche und bereits auftretende Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels oder Waldbrände durch erhöhte Temperaturen können Depressionen, Angst- sowie Schlafstörungen, Lernschwierigkeiten oder sogar posttraumatische Belastungsstörungen auslösen. Außerdem können Trauer, Suizid, Identitätsverlust und Hoffnungslosigkeit oder Gewalttätigkeit Folgen sein. Dabei ist auch die persönliche und direkte Betroffenheit entscheidend, welche psychische Belastung und Erkrankung entstehen kann und wie intensiv sie sich äußert.

Doch was kann jeder einzelne Mensch für sich tun? Zentral ist dabei die Versprachlichung der eigenen Gedanken sowie der Geschehnisse. Doch erst seit wenigen Jahren wird das Thema öffentlich stärker diskutiert. Die Aussprache bringt das Thema daher noch mehr in den Vordergrund, was ein Risiko für Verweigerung bei den einen und psychischen Folgen bei den anderen bringt. Soziale Beziehungen helfen als psychische Stütze, aber auch als Diskussionspunkt, wobei voneinander gelernt werden kann. Eine Notfallkiste mit nötigen medizinischen Werkzeugen oder Dokumenten im Fall einer Naturkatastrophe sowie ein Notfallplan kann zusätzlich das Gefühl von Kontrolle vermitteln. Auch das Erlernen von nötigen Fähigkeiten im Fall eines Unglücks ist eine sinnvolle Überlegung. Die Vereinigung der “Psychologists for Future” nennt zudem Zeit in der Natur als wichtigen Faktor, der nicht nur die Verbindung zur Natur und die körperliche Fitness stärkt, sondern grundsätzlich die mentale Gesundheit durch Stressreduzierung stärkt. Auch die Beschäftigung mit positiven Entwicklungen wie Naturschutzprojekten stellen einen wichtigen psychischen Anker dar. Sich selbst einzusetzen empfehlen sie zusätzlich. Der Effekt kann über die Beteiligung bei Petitionen oder Initiativen sowie der Unterstützung von Parteien verstärkt werden. Das eigene Konsumverhalten zu überdenken ist eine Möglichkeit neben der Gestaltung von kleineren Projekten im eigenen Haus.

Auch als Gemeinschaft sind Veränderungen möglich. Pädagog*innen können sich in der Unterrichtszeit für Klimathema einsetzen und Projekte ins Leben rufen, damit sich Kinder selbstständig mit den Inhalten auseinandersetzen können. Auch Podiumsdiskussionen oder Vorträge durch Experten wie den “Scientists for Future” können hilfreiche Erkenntnisse bringen. Nachbarschaften oder Vereine bieten zusätzlich Möglichkeiten, sich nachhaltig einzusetzen. In Philadelphia beispielsweise bieten Gruppen nachhaltige Kunstaktivitäten, Treffen in Parks oder Planungs- und Informationsversammlungen an. Lokale Projekte zeigen besonders schnell Wirkung und geben Aktivist*innen das Gefühl einen positiven Beitrag zu leisten.

Trotz der vermeintlich unmöglichen Aufgabe gibt es einige Handlungsoptionen, die nicht nur ein besseres Gefühl vermitteln, sondern einen großen Beitrag zur Lösung der Krise leisten. Wichtig sollte dabei die Vermeidung von Überforderung sein, denn jeder Schritt hilft in der Summe unseren Planeten länger zu erhalten und ihn somit zu einem gesunden Zuhause für unsere Kinder wachsen zu lassen. Auch Therapeut*innen beschäftigen sich zunehmend mit der Behandlung von Klimaangst oder Depressionen aufgrund der Krise und sollten bei erhöhter Belastung neben eigenen Lösungsstrategien aufgesucht werden.

Quellen

Appl Scorza, Gabriel (k.A.): Sozialpsychologie und Klimaschutz. Klimawandel: verstehen und handeln. Universität Wien, LMU München. Online unter: https://klimawandel-schule.de/materialien/UM/Klimawandel_Modul_6a.pdf, zuletzt aufgerufen am 14.08.2022.

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Gesunde Erde Gesunde Menschen (2022): Die Klimakrise verändert die Psyche. In: Stiftung Gesunde Erde Gesunde Menschen. Online unter: https://stiftung-gegm.de/die-klimakrise-veraendert-unsere-psyche/#:~:text=Aber%20auch%2 C%20selbst%20aktiv%20zu,und%20andere%20psychische%20Belastungen%20verringern, zuletzt aufgerufen am 14.08.2022.

Nikendei, Christophi (2020): Klima, Psyche und Psychotherapie. Kognitionspsychologische, psychodynamische und psychotraumatologische Betrachtung einer globalen Krise. Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik,Universitätsklinik Heidelberg. Online unter: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00278-019-00397-7.pdf, zuletzt aufgerufen am 14.08.2022.

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