Zwischen Trümmern und Tränen – die queere Community der Ukraine im Krieg

Auch vor dem Krieg erging es der queeren Community nicht immer optimal. Immer wieder wird über gewalttätige Einrichtungen berichtet, wie in Luhansk und Donezk, in denen Folterung stattfinden sollen. Doch abgesehen davon sind die Betroffenen in der Ukraine auch nicht immer sicher. Besonders bekannte Persönlichkeiten aus den Reihen der Community werden laut Gerüchten von russischen Instanzen verfolgt und ermordet.

Im Zuge Putins Erklärung der Invasion der Ukraine erwähnt er traditionelle Werte, womit er augenscheinlich auch seinen Standpunkt zu einem patriarchatischen und heteronormativen System einschließt. Auch unabhängig der aktuellen Krise versteht sich der russische Staat als ein solcher der Feminismus und Rechte für homosexuelle oder transsexuelle Menschen nicht nur ablehnt sondern als Gefahr für die Nation ansieht. In den betroffenen Gebieten müssen sich LGBT-Anhänger*innen zusätzlich fürchten. Aktivist*innen werden laut Medienberichten gezielt vom russischen Militär angegriffen, wodurch es bereits zu Todesfällen kam, beispielsweise die vor Ort bekannte Eli Schtschemur, eine Organisatorin politischer Aktionen.

Auf der Reise zur Grenze scheitern einige Transfrauen, die dort ausgezogen und begutachtet werden bevor sie zurück geschickt werden, da sie augenscheinlich keine Frauen sind. Da die Ukraine ein Gesetz erlassen hat wonach alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren in das Militär geschickt werden, müssen sich auch nicht-biologische Frauen dem beugen, denn diese werden hier nicht ausgenommen. Auch wenn Betroffene die nötigen Dokumente vorweisen können, werden sie oft nicht über die Grenzen gelassen. Das hat allerdings noch mehr zur Folge: ihnen wird der Zugang zur nötigen Hormontherapie versperrt. Doch es gibt einige Menschen, die ein queeres Militär gegründet haben, das sich freiwillig für das Land und Gleichberechtigung einsetzt.

Sobald der Zug bestiegen ist, endet der Kampf jedoch nicht. Einige Menschen der LGBTQ-Community müssen sich gegen psychische und körperliche Gewalt behaupten. An ihrem Zufluchtsort angekommen kann es allerdings zu weiteren Problemen kommen. So trauen sich queere Menschen teilweise nicht Hilfe von queeren Organisationen anzunehmen, auch weil sie misstrauisch gegenüber Hilfen sind, weil sie diese als Attrappe einer gegnerischen Vereinigung oder Politik fürchten. Solche Hinterhalte sind einigen Geflüchteten bereits aus Russland bekannt.

Einige Hilfsorganisationen der EU-Staaten versuchen sich daher an einer herzlichen Willkommenskultur, sowie Unterkünften und Beratung. Doch bis Homosexuelle und Transmenschen diese Hilfe erreichen können, liegt ein weiter Weg vor ihnen. Zusätzlich zu bestehenden Hindernissen und Diskriminierung im Alltag vor dem Krieg erfahren queere Menschen aktuell gewalttätige wenn nicht sogar lebensbedrohliche Reaktionen und werden nicht als das respektiert, wer sie sind. Es fehlt an nötigen politischen Maßnahmen der EU oder Nato, die die Sorgen dieser Minderheit wahrnehmen.

Quellen:

Demnitz, Jana (2022): Hilfe für queere Geflüchtete. „Wir brauchen dringend Unterbringungsmöglichkeiten“. In: Tagesspiegel. Online unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/hilfe-fuer-queere-gefluechtete-wir-bra uchen-dringend-unterbringungsmoeglichkeiten/28180494.html, zuletzt aufgerufen am 20.04.2022.

Edenborg, Emil (2022): Putin’s Anti-Gay War on Ukraine. In: Boston Review. Online unter: https://bostonreview.net/articles/putins-anti-gay-war-on-ukraine/, zuletzt aufgerufen am 20.04.2022.

Queer.de (2022): „Eli war eine Aktivistin und Patriotin“. LGBTI-Aktivistin im Ukraine-Krieg getötet. In: Queer.de. Online unter: https://www.queer.de/detail.php?article_id=41472, zuletzt aufgerufen am 20.04.2022.

Tikhomirova, Anastasia (2022): LGBTIQ+ im Ukraine-Krieg. Queerness unter Bomben. In: Taz. Online unter: https://taz.de/LGBTIQ-im-Ukraine-Krieg/!5836875/, zuletzt aufgerufen am 20.04.2022.

Tondo, Lorenzo (2022): ‘I will not be held prisoner’: the trans women turned back at Ukraine’s borders. In: The Guardian. Online unter: https://www.theguardian.com/global-development/2022/mar/22/i-will-not-be-held-prisoner-the-trans-women-turned-back-at-ukraines-borders, zuletzt aufgerufen am 20.04.2022.