klein aber nachhaltig – wie nachhaltig sind Tiny Houses wirklich?

eng, minimalistisch, hip, Tiny Houses sind gerade besonders unter jungen Erwachsenen im Trend. Viele schwören auf eine neue Form des nachhaltigen Wohnens ohne auf Privatsphäre verzichten zu müssen. Doch erfüllen diese Häuser immer ihren guten Ruf? Wir klären auf, ob die kleinen Bauten auf Stelzen oder Rädern grundsätzlich umweltfreundlich sind und worauf besonders geachtet werden muss.

Auf den ersten Blick scheinen Tiny Houses eine umweltfreundliche Alternative zu sein. Besonders weil sie im Vergleich zu durchschnittlichen Einfamilienhäusern um einiges kleiner sind und dort im Alter nicht nur ein bis zwei Personen auf großem Raum leben. Kritiker mahnen allerdings, dass Tiny Houses meist frei stehen und somit das gesamte Bauwerk in der Praxis mehr Baufläche verbraucht, wie durch ein Garten rundherum. Dieser Raum könnte genutzt werden, wenn die Häuser aneinandergereiht wären oder wenn stattdessen ein Mehrfamilienhaus gebaut werden würde.

Auch das verbrauchte Material ist relevant für den ökologischen Fußabdruck. Meist werden Tiny Houses aus Holz gebaut, was durch die lange CO2-Speicherkapazität besonders umweltfreundlich ist und trotzdem zu angenehmer Wärme führt. Beton, welches für reguläre Häuser verwendet wird, ist anders als Holz CO2-negativ. Ihre kleine Konkurrenz hat daher einen klaren Vorteil. Allerdings nicht nur das Material ist ausschlaggebend, sondern auch die Menge, denn weniger Holz bedeutet auch weniger Emissionen.

Kleine Räume bedeuten zudem auch weniger Heizressourcen, wie Strom oder Gas, denn sie werden schneller warm als ganze Häuser. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass niedrige Heizkosten auch nur durch ausreichende Isolierung möglich ist, auf welche häufig wegen Platzmangel verzichtet wird. Die Herkunft der Energie ist zusätzlich eine entscheidende Frage. Im Vergleich zu Tiny Houses schneiden Mehrfamilienhäuser mit 20 Quadratmetern Wohnfläche pro Kopf besser ab, wenn sie erneuerbare Ressourcen verwenden. Genauer können es bis zu 91% sein.

Wohnräume, wie Tiny Houses, können bei Verwendung von fossilen Energien nur 50% im Vergleich zu größeren Häusern einsparen. Wird also auf nachhaltiges Gas oder Strom geachtet, sowie gute Isolierung wie Schafwolle, sind die kleinen Heime wieder Gewinner. Auch zum Heizbedarf gibt es jedoch Kritik: freistehende Gebäude müssen viel mehr Energie aufwenden, um eine angenehme Temperatur zu halten, denn Wärme kann durch alle Wände nach außen gelangen.

Ein Wasserzugang ist für viele Heime im Kleinformat ein Muss. Viele solcher Häuser haben keinen Platz für Badewannen oder Pools, was bereits einige Liter Wasser sparen lässt. Einige Tiny Houses besitzen aber keinen Anschluss an die Kanalisation, was weitere Einsparungen ermöglicht, denn Trockentoiletten führen zu durchschnittlich 41 Liter weniger Wasserverbrauch.

Tiny Houses können eine nachhaltige Alternative zum Einfamilien- oder Reihenhaus sein, sobald einige Faustregeln beachtet werden. Grundsätzlich sind sie aber eindeutig umweltfreundlich. Um das gesamte Potenzial der trendigen Heime zu ermöglichen, fehlt es allerdings noch an einigen Verbesserungen. Wer ungestört in der Natur leben möchte, sollte sich ein solches Bauprojekt aber trotzdem überlegen.

Quellen:

deutschlandfunknova.de/tiny-houses-als-alternative-wohnformen
srf.ch/leben-im-kleinformat
verbraucherzentrale.de/tiny-houses-kleiner-wohnen-heisst-nicht-nachhaltiger-leben